TRIESENBERG/VADUZ - Der Liechtensteiner Ingenieur Xaver Jehle findet das Sicherheitskonzept des Tunnels Gnalp-Steg grob fahrlässig. Er schlägt unter anderem vor: Statt der geplanten «halbherzigen» Sanierung mit SOS-Nischen lieber Fluchttunnels zu erstellen.
Mont-Blanc (1999): 39 Tote, Tauern (1999): 12 Tote, Kaprun (2000): 155 Tote, Gotthard (2001): 11 Tote – Unfälle in Tunnels haben allzuoft viel gravierendere Auswirkungen als auf offener Strecke. Genauso ist es im aktuellsten Verkehrsinfrastrukturbericht der Regierung nachzulesen. Sicherheit geht nunmal vor, deshalb lässt das Land den in die Jahre gekommenen Tunnel Gnalp-Steg generalüberholen. 740 Meter lang ist der Hauptzugang in die Wintersportoasen Steg und Malbun, der täglich von knapp 1500 Vehikeln (und einigen wenigen Fussgängern) genutzt wird. Bereits 2013 liess das Amt für Bau und Infrastruktur (ABI) die Sicherheit des Tunnels prüfen, was in einem Konzept, einem Massnahmenplan und nun in konkreten Sanierungsarbeiten mündete: So sollen im kommenden Jahr beispielsweise LED-Leuchten montiert, die Fahrbahn ersetzt und vier SOS-Nischen in den Fels gehauen werden.
Es gibt bereits einen Parallelstollen
Gerade diese Nischen findet Tunnelbauingenieur Xaver Jehle aber nicht zielführend – ja sogar grob fahrlässig. «Im Brandfall können diese Kavernen nur als Todesfallen bezeichnet werden», wie er gegenüber dem «Volksblatt» ausführt. «Viel sinnvoller ist es dagegen, Flucht- und Rettungsverbindungstunnels zu erstellen.» Gerade auch weil ein begehbarer Parallelstollen (mit Werkleitungen) in 20 Meter Distanz bereits existiert – die Kosten würden sich also in Grenzen halten. Xaver Jehle fasst zusammen: «Das jetzige Sicherheitskonzept ist völlig unzureichend.» Überspitzt gesagt: «Das Anbringen einiger neuer Fluchtwegklebebildchen ist für mich höchstens eine Alibiübung!»