Kirchenglocken-Debatte
Über 20 Jahre habe ich mich täglich bei den Hotelgästen entschuldigen müssen, bezüglich der Nachtruhestörung durch die Kirchenglocken. Ein Gast hat mir vorgerechnet, dass die Glocke 196 Mal angeschlagen hat von abends um acht bis morgens um acht Uhr. Zudem kam ein Fünf-Minuten-Geläute morgens um fünf Uhr! Heute können sie läuten und bimmeln wie sie wollen, die Kirchen sind leer. Das beste Beispiel ist: Triesenberg.
Anbei ein Gedicht, das ein lieber Gast und Freund, Heinz Finke, 1978 für uns gedichtet hat:
Die Glocken von Triesenberg (nach der Glocke von Schiller)
Ein Mensch gerät nach
Liechtenstein,
kehrt ahnungslos bei
Martha Bühler ein.
Er denkt, hier wärs, wie überall.
Das war ein Irrtum, klarer Fall.
Der Mensch, spät abends
eingetrudelt,
wird also gleich rundum genudelt.
Der Wein ist gut, der Wirt ist nett,
so geht beseligt er ins Bett.
Der Mensch, grad richtig
eingeschlummert,
hört wie’s am Fenster mächtig wummert.
Er schrickt empor, er lauscht dem Klang,
es sind nur Glocken – Gott sei Dank.
Der Mensch eilt unbeschuht ans Fenster,
und denkt, es gäbe hier Gespenster!
Es ist erst fünf, die Nacht ist still.
Ach, soll doch läuten, wer da will.
Der Mensch, schlaftrunken
eingedämmert,
hört, wie’s von Neuem bummst und hämmert,
Er schliesst das Fenster, legt sich nieder,
die Glocken läuten immer wieder.
Der Mensch, der solcher Art
gefoltert,
hat dann beim Frühstück arg
gepoltert.
Doch Martha hat den Bogen raus,
der Mensch ist Stammgast jetzt im Haus.
Martha Bühler, ehemals
Hotel Martha Bühler, Triesenberg, Kirchstrasse 9, Ruggell